
1.11. Führung in offenen oder geschlossenen Organisationen [1]
Die Einsetzbarkeit der einzelnen Führungsstile ermöglicht nach Steyrer eine Zuordnung zu geschlossenen oder offenen Organisationen.
Führung in geschlossenen Organisationen ist
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autoritär,
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charismatisch,
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elitär,
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direktiv und
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aufgabenorientiert.
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Führungsmodelle bzw. Führungsstile
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universelle Eigenschaftstheorien (Menschen sind nicht gleichwertig, daher gibt es Eliten, daher braucht man Auswahlverfahren, Eliten legitimieren die Existenz von Hierarchien)
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Autoritäre, direktive, aufgabenorientierte Führung (Befehls-Gehorsam-Management) steht für Stabilität und Vorhersehbarkeit.
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charismatische, inspirierende, motivierende Führung, die dem Führer gleichsam „Guru“-Eigenschaften attestiert und Irrtumsfreiheit suggeriert
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Führung in offenen Organisationen ist
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partizipativ,
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leistungsorientiert,
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entwicklungsfördernd und
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Mitarbeiter*innen orientiert.
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Führungsmodelle bzw. Führungsstile
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Mitarbeiter*innen orientierte, wertschätzende und unterstützende Führung (Grundverständnis: Toleranz, Chancengleichheit)
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Partizipative, kooperative und delegative Führung (Pluralität, Heterogenität wird anerkannt)
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Ermächtigende und leistungsorientierte Führung (betont Eigenverantwortung und Eigeninitiative, Führungskraft als Partner, Coach, Mentor …)
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Steyrer meint: „Je spürbarer die Nachteile einer der beiden Formen werden, umso verlockender erscheint die andere Form. So ist im Sinne von Popper der größte Feind der offenen Gesellschaft die Attraktivität der geschlossenen Gesellschaft, weil sie – nicht zu Unrecht – mehr Sinn, Harmonie, Orientierung, Stabilität und Zuverlässigkeit verspricht. Allerdings stehen diese Vorteile in einem gefährlichen Naheverhältnis zu Dogmatik, Ideologiehörigkeit, Stillstand und Infantilisierung. Schließlich birgt das Aufgehen in einem Kollektiv ein bedenkliches Potenzial der Entpersönlichung. Diese negativen Folgeerscheinungen werden gerne ausgeblendet, wenn die Sehnsucht aufkommt, sich all dieser Nachteile offener Organisationen und Führungsformen zu entledigen: Instabilität, Egoismus, Nivellierung, Beliebigkeit, lähmende Interessenkonflikte usw.“ [2]
Popper warf den politischen Denkern von Platon bis Rousseau und Marx eine falsche Fragestellung vor. Die grundlegende Frage der politischen Theorie sei nicht: „Wer soll herrschen?“, sondern „Wie können wir unsere politischen Institutionen so gestalten, dass auch unfähige und unredliche Politiker keinen großen Schaden anrichten?“ [3]
Diese Frage ist nach Ansicht des Autors in abgewandelter Form auch in Bezug auf die Führungsforschung bzw. Organisationsentwicklung zutreffend. Die Frage ist also nicht: „Wer soll führen?“, sondern „Wie können wir große Unternehmen so gestalten, dass auch unfähige und unredliche Führungskräfte keinen großen Schaden anrichten?“
[1] vgl. Steyrer, 2009, S. 90-93
[2] vgl. Steyrer, 2009, S. 90-93
[3] Riklin (o. J.)